Tipps zur Ressourcenschonung (I)

Die Lokalgruppe Kassel beschäftigt sich im Zuge der Social Media Kampagne mit Aufklärung zum Thema Nachhaltigkeit. Da die Ergebnisse nicht in den Tiefen von Plattformen verschwinden sollen, werden hier in kleinen Blogbeiträgen die Erkenntnisse mit allen Leserinnen und Lesern geteilt.

Aufgrund diverser Probleme im Umgang mit Ressourcen widmeten wir uns von der Lokalgruppe sneep Kassel im ersten Halbjahr 2019 den Themen Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz. Neben fortlaufenden Projekten vor Ort, sammelten wir Wissen und Vorschläge für Änderungsmöglichkeiten rund um das Thema Ressourcen, die wir Euch in der zweiteiligen Reihe Ressourcenschonung darbieten.

Das bekannte Problem: Verpackungen

Verpackungsmüll wird immer offensichtlicher. Sei es beim Baden, Spazierengehen, auf dem Weg in die Uni, im Park. Aber vor allem: Im Urlaub.

Müll gehört mittlerweile schon fast ins Landschaftsbild. Rumfliegende Plastikflaschen oder -tüten sind traurigerweise nichts Besonderes mehr an Stränden und ziehen seit einiger Zeit auch in Mitteleuropa in die Natur ein.

Im Folgenden erläutern wir die Problematik und bieten Handlungsalternativen. Mit weiterführenden Links könnt ihr euer Wissen noch vertiefen, aber bereits die kleinen Tipps können große Unterschiede bewirken!

1. Einwegflaschen

In Deutschland werden stündlich 1,8 Millionen Einwegplastikflaschen verbraucht. Das bedeutet pro Tag ca. 43 Millionen, pro Jahr 16 Milliarden (16.000.000.000) Stück. In der Theorie werden all diese Einwegflaschen in den Supermarkt zurückgebracht, damit diese wiederverwendet werden können und als neue Flasche zurück in den Kreislauf wandern.  Ein schöner Gedanke. Leider sieht die Realität anders aus und neue Einwegflaschen bestehen in der Regel nur zu einem Viertel aus recycelten Flaschen. Somit sind von uns gekaufte Einwegflaschen zu drei Viertel aus neuen Kohlenstoffverbindungen hergestellt. [1; 2]

Neben den notwendigen direkten Ressourcen wie Kunststoffgranulat für die Produktion einer neuen Einwegflasche sind noch weitere Ressourcen notwendig. Laut einer gemeinsamen Studie der Deutschen Umwelthilfe mit dem Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers entstehen durch die häufig nur einmalige Nutzung der EINWEG-Flaschen weitere hohe Ressourcenaufwendungen in der Herstellung, dem Transport sowie der Entsorgung. Bei Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette wird sichtbar, dass schon bei der Herstellung einer Einwegflasche viel Energie verbraucht wird, um die Kohlenstoffverbindungen einzuschmelzen und zu neuen Flaschen zu formen.  Darüber hinaus müssen die fertigen Flaschen zunächst zu ihrem und nach der Rückgabe von Konsumentinnen und Konsumenten, zum Recyclinghof mit dem LKW transportiert werden. Hierbei werden weitere Ressourcen verbraucht. Abschließend müssen die gesammelten Einwegflaschen gepresst, sortiert, geschreddert und wieder eingeschmolzen werden – weitere sehr energieintensive Produktionsschritte. [3; 4]

Daher stellt der Kauf einer Einwegflasche einen immens hohen Ressourcenverbrauch dar. Aber auch die Rückgabe der genutzten Einwegflasche, ist ein schlechtes Geschäft für die Umwelt.

2. To-Go Becher

Auf dem Weg zur Arbeit schnell noch den leckeren Kaffee im Lieblingscafé im To-Go Becher gekauft – spart zwar scheinbar Zeit, birgt jedoch viele negative Umweltauswirkungen.

Pro Stunde werden in Deutschland rund 320.000 Coffee-To-Go-Einwegbecher verbraucht. Allein die Nutzung der zugehörigen Plastikdeckel bedeuten zusätzliche 9.000 Tonnen Müll pro Jahr. Die vermeintlichen „Pappbecher“, welche jedoch auf der Innenseite mit Plastik beschichtet sind, lassen sich nicht einfach recyceln und bedeuten jährlich ca. 40.000 weitere Tonnen Einwegbechermüll. Neben den Abfällen sind mit der Nutzung eines To-Go-Bechers auch ein hoher Verbrauch von Ressourcen verbunden. Bei der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung entstehen 83.000 Tonnen CO2-Emissionen, 1,2 Milliarden Liter Wasser werden verbraucht, 280 Millionen kWh Strom sind notwendig und 64.000 Tonnen Holz sowie 11.000 Tonnen Kunststoff werden eingesetzt. [5; 6; 8]

Durch die Nutzung von To-Go-Bechern entstehen nicht nur Müllberge, sondern es werden unnötigerweise wichtige Ressourcen verbraucht, die Plastikbeschichtung beispielsweise führt zu höherem Erdölverbrauch. Außerdem führt die Zusammensetzung aus verschiedenen Produktgruppen (Karton, Plastik etc) dazu, dass benutzte Becher sehr viel schwieriger recycelt werden können.

3. Plastiktüten

Aber nicht nur To-Go Becher sind praktische, aber umweltschädliche Güter, denn wer kennt es nicht: Noch eben schnell einkaufen gehen und dummerweise keine Tüte dabeihaben. Trotz tausender Stoffbeutel zuhause, greift man deswegen häufig aus Bequemlichkeitsgründen schnell zur Plastiktüte.

Leider verbraucht die Menschheit viel zu viele Plastiktüten. Aktuelle Schätzungen gehen von ungefähr einer Billionen Plastiktüten pro Jahr weltweit aus – eine unfassbare Menge! Rechnet man dies auf den einzelnen Bürger runter, kommt man auf über 70 Beutel pro Person plus 39 sogenannter Hemdchenbeutel – also Obsttüten, Plastiktüten von der Apotheke oder ähnliche sehr kleine Plastiktüten. In Zeiten von andauernden Diskussionen um Plastik und Ähnlichem finden wir: Diese Zahl muss runter, je weniger Tüten desto besser! [7]

Das weiterhin größte Problem von Plastiktüten ist, dass sie größtenteils nicht recycelt werden. Somit verunstalten sie in manchen Fällen nicht nur die Umwelt, sondern werden dem Kreislauf dauerhaft entzogen. Dadurch muss noch mehr Rohöl gefördert werden und  Umweltprobleme werden mehr. Im Fall der verunstalteten Umwelt durch Plastiktüten ist die Wirkung auf die Natur gefährlich. Da Plastik sich nur sehr langsam in der Natur abbaut. Ein Abbauprozess dauert zwischen 20 und 100 Jahren sind keine Seltenheit. In diesem Zersetzungsprozess entstehen immer kleiner werdende Kohlenstoffverbindungen (Mikroplastik), die von Tieren als Futter wahrgenommen werden oder dauerhaft Trinkwasser verschmutzen – eine ungeheuerliche Problematik! [10]

Was tun? Meckern hilft doch auch nicht weiter!

a)      Schaffe Dir Dein eigenes, nachhaltiges Toolkit an!

Mit (1.) wiederverwertbaren Glas- oder Edelstahlflaschen, (2.) einem Thermobecher auf Deinen Geschmack zugeschnitten oder mit (3.) deinem eigenen Stoffbeutel kannst Du erste Schritte hin zu einem nachhaltigen Toolkit machen. Damit bist Du auf alles wie Ressourcen- bzw. Kosteneinsparung oder Plastikeinsparungen vorbereitet.

1.Glas- oder Edelstahlflasche

Was können wir nun gegen die Verwendung von Einwegplastikflaschen tun?

Beispielswiese verschönert eine eigene Edelstahl- oder Glasflasche nicht nur optisch im Alltag, sondern bietet auch noch weitere Vorteile.

(Persönlicher) Ressourcenaufwand

Zum einen muss man keine schweren Flaschen mehr vom Supermarkt nach Hause schleppen, die leeren Flaschen sammeln  und anschließend wieder zum Supermarkt oder einer anderen Sammelstelle tragen (denn neben dem kleinen Beitrag zum Wertstoffkreislauf, möchte man ja eventuell auch die 25 Cent Pfand wiederhaben).

Kosteneinsparung

Zum anderen spart man unglaubliche Mengen an Ressourcen. Am Wasserhahn aufgefüllt erhält man kühles und frisches Wasser, ohne Rückenschmerzen und dazu nachhaltig! Solltet ihr euch fragen, wo ihr im Alltag eure Flaschen auffüllen könnt? Z.B. weist die Initiative Refill in vielen Städten durch ihren Aufkleber darauf hin, welches Lokal, Restaurant, Einrichtung, etc. bereit ist eure Flasche kostenlos mit Leitungswasser zu füllen. Im Falle, dass in eurer Stadt Refill noch nicht vorhanden ist, könnt ihr ganz einfach auf deren Website mit Refill in Kontakt treten und neue Refill Stationen ausweisen.

Weiterhin engagieren sich immer mehr Menschen, dass weitere Wasserspender an öffentlichen Einrichtungen installiert werden und die Möglichkeit bieten kostenloses Leitungswasser zu bekommen. So auch unsere Lokalgruppe Kassel, die aktuell im Kontakt mit der Universität Kassel steht.

2. Personalisierter Thermobecher

Eine gute Alternative zum To-Go-Becher stellt ein personalisierter Thermobecher dar. Nicht nur, dass er besser verschließbar ist und einen eher davor bewahrt sich die Hände zu verbrennen oder die Kleidung am Kaffeegenuss teilhaben zu lassen. Sondern ist auch die Isolation besser und der Kaffee oder das Heißgetränk bleibt länger warm und ermöglicht eine längere Freude. Viele Cafés, Bäcker oder auch Universitäten sind jetzt schon bereit die Heißgetränke auch in mitgebrachte Becher zu füllen (einfach fragen). Daneben bieten einige Cafés oder auch Universitäten (z.B. Universität Kassel) einen Rabatt an, wenn man einen eigenen Becher mitgebracht hat.

3. Individueller Stoffbeutel

Viele Universitäten, AStAs, Unternehmen, Krankenkassen, politische Parteien, Vereine o.ä. bieten mittlerweile kostenlose Tragetaschen als Werbegeschenk an. Beispielsweise in Kassel gibt es jedes Wintersemester eine Ersti-Tüte mit allerlei nützlichen Inhalten. Warum diese Tasche nicht einfach für den nächsten Einkauf verwenden? Die Vorteile sind offensichtlich:

Kosteneinsparung

Zuerst einmal ist es natürlich bedeutend billiger, als jedes Mal eine neue Tüte zu kaufen. Gehen wir von den oben genannten 70 Tüten pro Jahr pro Person aus: kostet jede dieser Tüten 25 Cent, sind das fast 20 Euro pro Jahr – was sicher sinnvoller verwendet werden kann.

Individualität

Auch sind die Tüten personalisierter und schöner als jede Supermarkttüte jemals sein könnte. Was individualisieren mit Produkten machen kann, hat man bei der Namensaktion auf Nuss-Nougat-Cremes ja gesehen: Leute standen ewig vor Regalen und haben sich „ihr“ Glas herausgesucht. Man stelle sich mal vor, dieses Level an Engagement würde sich auch bei Mehrwegtüten zeigen – die Ozeane hätten endlich wieder die Möglichkeit, sich etwas zu erholen.

(Persönliche) Ressourceneinsparung

Auch hilft das Nutzen eigener Tüten, ggf. Pfandflaschen oder ähnliches direkt mitzunehmen. Viel zu häufig passiert es, dass die Pfandflaschen wochenlang in der Wohnung rumstehen – mit kleinen Bierresten und mit bereits geöffneten Kronkorken ein willkommener Nährboden für allerlei Fliegen und andere kleine Insekten. Durch das konsequente Mitnehmen von Tüten und den damit einhergehenden Flaschen hältst Du die Wohnung sauber, gibst den Abfüllern wertvolle Ressourcen zurück und sparst Plastiktüten!

Trotz allem, es passiert, dass man spontan in den Supermarkt geht und einfach keine Tüte dabeihat – und dann?

Dann hat man die Möglichkeit, bereits leere Kartons, z.B. für Spagetti Packungen, als Ersatztüte zu benutzen. Diese stehen in jedem Supermarkt irgendwo rum und bedeuten auch Mehraufwand für das Personal. Durch das Upcycling dieses „Abfalls“ spart man also nicht nur Ressourcen, man gibt den häufig sehr hart arbeitenden Mitarbeiter*innen auch eine kurze Pause.

Quellen

[1] Deutsche Umwelthilfe: Mehrweg ist Klimaschutz. Unter:
https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/

[2] Quarks (2018): So warden Plastikflaschen wiederverwertet
https://www.quarks.de/umwelt/muell/so-werden-plastikflaschen-wiederverwertet/

[3] Deutsche Umwelthilfe/PriceWaterhouseCoopers (2016): Mehrweg- und Recyclingsysteme für ausgewählte Getränkeverpackungen aus Nachhaltigkeitssicht. Unter:
http://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/DUH_Getraenkeverpackungssysteme.pdf

[4] Umweltbundesamt (2016): Prüfung und Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen. Unter:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_19_2016_pruefung_und_aktualisierung_der_oekobilanzen_fuer_gertaenkeverpackungen_0.pdf

[5] Deutsche Umwelthilfe: Mehrweg to Go. Unter:
https://www.duh.de/becherheld/

[6] Zeit Online (2017): Kaffeebecher: Greenwashing to Go? Unter:
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-08/kaffeebecher-pfand-nachhaltigkeit-umweltschutz/

[7] Deutsche Umwelthilfe: Gute Tüte, schlechte Tüte: Hier geht’s zum Check! Unter:
https://www.duh.de/themen/recycling/plastik/plastiktueten/

[8] Deutsche Umwelthilfe (2015): Coffee to go-Einwegbecher – Umweltauswirkungen und Alternativen. Unter:
https://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/DUH_Coffee-to-go_Hintergrund_01.pdf

[10] Steensgaard, I. M., Syberg, K., Rist, S., Hartmann, N. B., Boldrin, A., & Hansen, S. F. (2017). From macro-to microplastics-Analysis of EU regulation along the life cycle of plastic bags. Environmental pollution, 224, 289-299. Unter:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S026974911631898X

Autoren: Eric Siems und Wolfgang Bichler-Riedl (sneep Kassel)